Schönwettermarke oder Charaktermarke?
In Krisenzeiten zeigt sich, welches Unternehmen das Thema Kundenbindung ernst nimmt – und auch dann sichtbar bleibt, wenn es weniger oder keinen Umsatz macht


Marketing kann in Krisen den Trend umkehren.
Warum hört man grade jetzt in der Krise von manchen Unternehmen mehr?
In guten wie in schweren Zeiten? … Diesen Satz sollen die meisten Brautpaare weltweit mit Ja beantworten. Alles, was länger halten soll als ein kurzer Flirt, muss irgendwie krisenfest sein. Denn nach der ersten Verliebtheit kommen sie unweigerlich: die Fragen, ob es das schon gewesen sein soll:
- Gab es diesen Partner eigentlich auch in dauerhaft freundlich?
- Ob ich da etwas übersehen habe beim Kauf (also vor dem ersten Date)
- Ist das erst jetzt so, dass er sich nur für sich interessiert?
- Was wäre, wenn es mir mal nicht gut gehen sollte? Wäre sie auch dann noch da?
(= wenn die Garantie abgelaufen ist)
Beziehungsaufbau ist das A und O – in jeder Beziehung. Auch und gerade im CRM
So lange der Warenkorb voll ist und konvertiert, wenn das Hotel ausgebucht ist und die Profi-Drohne über dem Gelände der Tourismusmesse eindrucksvolle 4K-Bilder ins Netz streamt: so lange ist alles in Ordnung.
Alles in Ordnung?
Nein, nicht unbedingt. Denn für einen speziellen Fall haben viele Unternehmen nicht vorgesorgt. Es ist der Fall, der jetzt eingetreten ist und für die nächste Zeit der Normalfall bleiben wird. Die große Krise, die jeden von den Straßen vertreibt, der bislang Plakate angesehen hatte und CityLights und Megaposter.
Viele Branchen stehen still. Auf der anderen Seite steigen in Millionen Wohnungen die Wünsche und Sehnsüchte nach Freiheit, wenigstens einem Treffen unter freiem Himmel.

„Bleib‘ zuhause und mach dir eine Brause.“ Was Konsumenten sich jetzt von ihren Brands wünschen: Aufklärung, Transparenz, Wärme und Geborgenheit – aber auch gerne mal was Amüsantes. Die Zeiten sind ja hart genug. (Umfrage des Adtech-Unternehmens Unruly). Photo: Ahoj Brause mit Testimonial Friedrich Liechtenstein.
Wo ist meine Marke jetzt?
- Wo ist der Spezialversand für Musikinstrumente? Das Musikhaus Thomann aus Burgebrach in Bayern liefert Musik nach Hause. So, als hätte es nie eine Krise gegeben.
- Conrad Electronic ist ins Home Office gegangen. Das Geschäft läuft online dennoch weiter.
Involve! Kommentieren Sie hier am Textende, welche anderen Entgegenkommen Sie in Ihrem Umfeld bemerkt haben.
Beziehung ist Kommunikation
Öffentlichkeitsarbeit ist Beziehungsarbeit. PR, Marketing, Content-Marketing: immer geht es um ein Aha und ein Wiedersehen. Auf die Menschen (die auch Kunden sein können) zugehen – sie mit dem überraschen, was sie wirklich in Staunen versetzt.
Je nach Größe eines Unternehmens gibt es unterschiedliche Formate auch der Großzügigkeit. Es ist eine Frage des Budgets. Zeit. Geld. Reichweite. All das spielt eine Rolle. Doch die Wirkung einer Initiative ist unabhängig von der Größe des finanziellen Vermögens, das zum Einsatz kommt.

Twitter-CEO Jack Dorsey spendet 1 Milliarde Dollar für Kampf gegen Corona (https://www.flickr.com/photos/rorycellan/21834269682/)
Krisenaktivitäten von Marken mit großen Budgets
- Opel spendet Masken – Merck schenkt Desinfektionsmittel
- SIXT. Ärzte und Pflegekräfte erhalten von der Mietwagenfirma 100-Euro-Gutscheine für Fahrten mit Carsharing-Autos in Berlin, Hamburg und München.
- Conrad Electronics: innerhalb von drei Tagen 99,5% der Mitarbeiter im Homeoffice – und weitere gute Nachrichten
- Personal Brands: Jack Dorsey von Twitter will nach der Pandemie etwa ein Drittel seines Vermögens spenden für Gesundheitsprojekte für Mädchen, für Bildung und ein universelles Grundeinkommen.
- Arnold Schwarzenegger spendet 1 MIO $ für Schutzmaterialien für ein Krankenhaus.
- Ahoj-Brause wirbt durch Friedrich Liechtenstein fürs Daheimbleiben
Kleine Budgets und der Nulltarif – ebenfalls eine gute Basis
Der Änderungsschneider, der für ein freundliches Geld Masken näht: er wird zur Marke in seiner Straße, seinem Viertel. PayPal macht flüssig: PayPal verzichtet vorübergehend auf die sonst üblichen 10 € Aufschlag, wenn man sein Geld in Echtzeit vom Guthaben auf sein Referenzkonto transferieren will. Das ist ein Invest vermutlich zum Nulltarif bzw. durch Verzicht auf Einnahmen.
Welches Entgegenkommen kann Ihre Marke zeigen? Was kostet Sie nicht viel – und bringt dennoch eine Menge?
Nichts ist selbstverständlich. Das wird den meisten erst jetzt klar: im Ausnahmezustand

Doing well by doing good. Hamish Chamberlayne, CFA von Janus Henderson und Mitgleid des Global Sustainable Equity Teams schrieb schon Ende 2019 darüber, das Firmen, die Gutes tun profitieren werden. Photo by Boxed Water Is Better on unsplash
Die Marketingabteilungen können ihren Unternehmen jetzt, in der Post-Selbstverständlichkeit-Ära ein Denkmal setzen. Für jedes Unternehmen und jede Big Idea in der Krise gibt es nur eine erste Chance.
Wettbewerb um die gute Tat: die Problemlösung
Alle Lösungen sind jetzt auch Not-Lösungen
Der Kleiderfabrikant, der – wenn auch überteuerten – Mundschutzmasken näht. Das Brauseunternehmen, das seine AD-Spendings spendet. Das andere globale Brauseunternehmen, das für eine Mega-Spendenaktion (Stars streamen live aus ihren Wohnzimmern für einen guten Zweck) wirbt und damit auch etwas für den eigenen Ruf unternimmt. Alles Lösungen in der Not. Alles Tickets, die langfristig aus der Krise führen.
Was ist Ihr Ticket aus der Krise?
Kommentieren Sie hier, welche Aktion Sie cool, bemerkenswert, rührend, beeindruckend oder sonst erwähnenswert finden. Und wenn es Ihre eigene Marketingaktion ist: bittesehr.
Tu Gutes und rede darüber.